St. Bonifatius Wiesbaden

Partnerschaft

Reisebericht Burkina Faso

Aus dem Leben der PfarreiAutor

Der Kirchort St. Andreas unterhält seit 1969 eine Kooperation mit der Diözese Diébougou in Burkina Faso (Westafrika). Im Verlauf eines regelmäßigen Austausches besuchte eine kleine Delegation von Gemeindemitgliedern im November 2016 die Partnerdiözese.

Nach der 5.000 km langen Anreise von Frankfurt über Paris mussten wir uns nach der Landung in der Hauptstadt Ouagadougou auf den krassen Temperaturwechsel von 5 Grad auf 35 Grad einstellen. Nach der Weiterreise per PKW wurden wir in Diébougou von Bischof Raphaël DABIRÉ und seinen Mitarbeitern freundlich begrüßt. Am Folgetag konnten wir das umfangreiche Besuchsprogramm absprechen, das vor allem den Besuch unserer Projekte zum Ziel hatte.

So konnten wir uns überzeugen, dass die 2004 eingeweihte Schulkantine gut läuft. 80 bis 90 Schulkinder bekommen hier während der Schulsaison ein regelmäßiges Mittagessen, welches durch Spenden aus unserer Pfarrei subventioniert wird. Erfreulich ist, dass jetzt Reis aus landeseigener Produktion serviert wird. Er ist qualitativ höherwertiger als der bisherige Asien-Import.

Eine deutliche Verbesserung stellt die ständige Verfügbarkeit von Wasser auf dem Gelände der Schulkantine durch den 2013 angelegten Brunnen dar. Eine mit Solarenergie betriebene Pumpe und der angeschlossene 5 Kubikmeter fassende Wasserturm ermöglichen den Anbau von Gemüse, das eine Abwechslung im Speiseplan der Mensa erlaubt und auch auf dem Markt verkauft wird.

Seit 1977 kommt die Gemeinde aus St. Andreas für den Lebensunterhalt der regionalen Ordensschwestern auf, die in der Diözese in vielen sozialen Einrichtungen tätig sind. Stellvertretend hierfür besuchten wir im Ort Diébougou ein Waisenhaus und in einem Nachbarort das Zentrum „CREN“ zur „Aufpäppelung“ von unterernährten Kindern. Dort empfanden wir die Begegnung mit etwa 60 Frauen und ihren Kleinkindern als bedrückend.

Danach konnten wir im Grenzort Nyigbo eine Niederlassung von Ordensschwestern aus Ghana aufsuchen, die sich um die Ausbildung jener Mädchen aus der Region kümmern, die aufgrund familiärer Umstände bislang keinerlei Zugang zu Schul- und Ausbildung hatten. Zu unserem Erstaunen waren das nicht wenige. Alle Einrichtungen werden von Schwestern mit großem Einsatz betreut. Ihre Motivation dazu trotz materieller Schwierigkeiten beeindruckte uns sehr.

Selbstverständlich nahmen wir die Gelegenheit wahr, Sonntagsmessen zu besuchen. So in St. André in Ouessa und in Memer, beides Orte in Randlagen. Wir waren Teilnehmer einer Liturgie wie aus einer anderen Welt. Teilweise empfanden wir während der Messe eine Pop-Konzert-ähnliche Atmosphäre.

Nicht fehlen durfte der Besuch bei Altbischof J. Baptiste SOMÉ, dem Gründer der Diözese Diébougou und einem der Initiatoren der Kooperation mit St. Andreas. Der Bischof, hocherfreut über den Besuch aus Wiesbaden, wirkte trotz seiner 87 Jahre und seiner ständigen Rückenprobleme fit und impulsiv. Unsere Einladung zum Mittagessen endete unweigerlich mit einer Runde Whisky.

Im weiteren Verlauf unserer Reise bekamen wir Einblick in die Schulsituation, als wir zwei katholische Grundschulen besuchten. Die Klassengrößen liegen bei 23 bis 26 Schülern und erfreulicherweise herrscht gleiches Verhältnis von Jungen und Mädchen. Viele Eltern bevorzugen für ihre Kinder die konfessionelle Grundschule, vorausgesetzt, sie können das Schulgeld bezahlen. Wir waren erstaunt zu hören, dass der Betrag hierfür bei umgerechnet 12 Euro pro Jahr und pro Schüler liegt (ohne Kosten für Hefte, Stifte usw.).

Das Niveau der privaten Grundschulen ist generell höher als in staatlichen Einrichtungen. Der Unterhalt für die Schulen und das Salär für Lehrkräfte müssen jedoch von der Diözese und von den Schülern bzw. deren Eltern aufgebracht werden. Staatliche Unterstützung gibt es nicht.

Die Diözese Diébougou versucht seit längerem durch Eigeninitiativen mehr finanzielle Unabhängigkeit zu bekommen. Hierfür gibt es zum Beispiel das Projekt AGRITEC: Auf einem Versuchsgelände werden Cashew-Nüsse, Bananen, Papayas und andere Früchte angebaut, die auf dem Markt angeboten werden. Dies wurde nur möglich durch die Verfügbarkeit von Wasser auch in der Trockenzeit. Ein Brunnen mit einer solarbetriebenen Pumpe und einem 30 Kubikmeter Hochbehälter, finanziert durch einen Verbund mehrerer westafrikanischer Staaten, ist die Basis für erfolgreichen Pflanzenanbau. Leiter des Projekts ist Abbé Clement SOMÉ, ein Priester und studierter Agrar-Ingenieur.

Bei Fahrten „über Land“ bläst einem nicht gerade der Wind des Fortschritts ins Gesicht. Silberstreifen am Horizont sind dennoch nicht zu übersehen. Einer davon ist zweifellos der verstärkte Ausbau von Solaranlagen, die u. a. Antriebsenergie für Pumpen zur dezentralen Wasserversorgung liefern. 

Zudem war auffallend, dass mittlerweile auch Burkina Faso deutliche Vorkehrungen gegen terroristische Aktivitäten trifft. Wir registrierten erheblich verstärkte Kontrollen auf Überlandstraßen durch bewaffnete Kräfte von Polizei und Militär.

Nach unserem zeitlich begrenzten Aufenthalt können wir erneut bestätigen, dass die Beziehung zu unserer Partnerdiözese nicht intensiver gepflegt werden kann als durch Besuche und Gespräche vor Ort. Vermutlich wird man dann als Besucher auch nicht mehr als weißes Huhn eingestuft.

Rainer Lemberg

Bilder: 

Kinder einer Vorschule in Diébougou
(Foto: Maria Lemberg)

P. Riedle im Gespräch mit Schülern an der Schulkantine
(Foto: Rainer Lemberg)

A. Buchner in einer Grundschul- klasse in Maria-Tâw
(Foto: Rainer Lemberg)