St. Bonifatius Wiesbaden

Architektur

Ein Zeitzeuge berichtet

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Hans Hugo Schilling (1932) Meister der Betonglasfenster der 50er und 60er Jahre zu Gast in St. Mauritius.

In den 1920 Jahren begann in der Architektur der Aufbruch in die Moderne: Sachlichkeit, Klarheit und Gradlinigkeit waren von nun an die auffälligen Merkmale. Neue Materialien und Techniken eröffneten neue Wege in der Gestaltung und Ausführung der Bauwerke. Vor allem das Material Beton revolutionierte das Baugeschehen, auch in der Kirchenbaukunst. Es entstanden unzählige Kirchen, deren Gestalt vollkommen aus Beton gegossen wurde, auch in der Landeshauptstadt Wiesbaden.

Foto: Hedi Seidler

Foto: Hedi Seidler

Eine davon ist die St. Mauritiuskirche in der Abeggstraße 3. Der Architekt Jürgen Jüchser, der Bildhauer Hans Otto Hajek und der Glaskünstler Hans Georg Schleifer verzahnten mit Hilfe des Baumaterials Beton, Marke „Dyckerhoff Weiß“, Baukunst und Bildende Kunst miteinander. Die Ästhetik des Materials umfasst den Außenraum genauso wie den Innenraum, die liturgischen Orte und selbst das horizontale und vertikale Fensterband wurden als Betonglasfenster gestaltet. Bis heute entfalten sie bei vollem Lichteinfall ihre faszinierende Ausstrahlung, der man sich kaum entziehen kann.

Die Technik wurde von Jean Gaudin in Paris in den 1930er Jahren entwickelt und von Hans Georg Schleifer (1940), Maler, Bildhauer und Glasgestalter aus Lahnstein, in St. Mauritius aufgegriffen. 
Bei der Herstellung von Betonglasfenstern werden mit Hilfe von Hammer, Säge oder einem Schneidegerät aus 2 bis 3 cm dicken farbigen Glasplatten, in Frankreich unter dem Namen „Dalle de verre“ bekannt, einzelne Glasstücke herausgebrochen. Die Kanten, der daraus resultierenden Stücke, können angeschlagen oder facettiert sein, die Brechung und Reflexion des Glases erhöhen. Diese groben Stücke werden nach vorgegebenem Plan in einen Rahmen verlegt, anschließend mit gegossenem Beton miteinander verbunden und fixiert.

„Diese Fenster waren ein unwahrscheinlich großer künstlerischer Gewinn. Betonglasfenster erbringen eine große Leuchtkraft, die die traditionelle Glasmalerei nicht leisten kann“, so die Worte von Hans Hugo Schilling in „Einst gelobt und fast vergessen“ (Hrsg. Deutscher Werkbund, W.E.Opatz, Sulgen 2012, S. 146).

Er war einer der ersten Glasgestalter in Deutschland, der die besonders eindrucksvolle technische Möglichkeit der Herstellung von Betonglasfenstern mit entwickelte, anwendete und stets vorantrieb. Während seines langen Wirkens hat er mit vielen namhaften Glaskünstlern der Nachkriegszeit (Johannes Schreiter, Johannes Beek, Martha Gozon etc.) zusammengearbeitet.
Wir haben die große Freude, Hugo Schilling am Tag des offenen Denkmals in der Kirche St. Mauritius begrüßen zu können. Er wird von seinen reichen Erfahrungen und Erlebnissen mit Betonglasfenstern berichten.

Hedi Seidler

Termin: 13. September 2015, 11.00 Uhr
Ort: St. Mauritius, 
Abeggstr. 37
65193 Wiesbaden

Kinder-Rallye mit Smartphone in St. Maurtius

Kinder können in St. Mauritius demnächst mit dem Smartphone die Kirche erkunden. Dafür werden, beginnend mit dem Tag des offenen Denkmals am 13. September in der Kirche sogenannte QR-Codes angebracht, welche die jungen und alten Besucher scannen, und dann etwas über das Gotteshaus, seine Architektur und Kunst erfahren können.

Fotos: Seidler / privat (Alle Rechte vorbehalten)