St. Bonifatius Wiesbaden

Aus dem Leben der Pfarrei,Caritas

20 Jahre Projekt Schulkantine Diébougou

Aus dem Leben der Pfarrei, GemeindebriefKatarzyna Klöckner

Seit 2004 unterstützen Ehrenamtliche aus St. Andreas eine Schulkantine in Diébougou

Im Jahr 2002 fanden einige Gemeindemitglieder aus St. Andreas während einer Besuchsreise in die Partnerdiözese Diébougou (Burkina Faso/ Westafrika) ein Projekt, mit dem sich die Menschen in der Gemeinde St. Andreas direkt identifizieren konnten: die „Schulkantine Diébougou“ – eine Mensa für Schulkinder. Auch heute noch wird das Projekt aktiv aus Wiesbaden unterstützt.

Ein voller Bauch studiert nicht gern... ein leerer aber auch nicht!
Unsere Gastgeber berichteten damals von der Lebenssituation vieler Schüler im Hauptort Diébougou und Umgebung: lange Schulwege zu Fuß, teilweise bis zu 10 km, - kein Busverkehr – viele Schulkinder kamen ohne Frühstück zum Unterricht. Zwischen Vor- und Nachmittagsunterricht blieben viele in der Schule. Wer nicht das Glück hatte, in der Nähe bei Verwandten mittags etwas zu essen, musste sich in der Pause mit ein paar mitgebrachten Erdnüssen oder mit Trinkwasser aus einer Plastiktüte begnügen. Die Lernerfolge waren somit nicht überwältigend. Wieder zu Hause gab es dann abends die einzige Mahlzeit des Tages im Kreis der Familie.

Der damals noch eigenständige PGR St. Andreas entschloss sich spontan, die Lage der Schüler zu erleichtern und eine Mensa zu bauen. Am 22.09.2002 wurde das Projekt beim „Tag der offenen Tür“ der Gemeinde vorgestellt. Ausschlaggebend für das positive Echo war neben der besonderen Zustimmung des damaligen Gemeindepfarrers Horst Krahl auch die Motivation älterer Gemeindemitglieder, die als Schüler der Nachkriegsgeneration in den Jahren 1949 bis 1952 die Schulspeisung durch die Amerikaner kennen und schätzen gelernt hatten. Die Bauarbeiten begannen Mitte 2003 auf einem Freigelände (ca. 1.000 qm) unweit eines Jugendzentrums und der Station des damaligen Diözesan-Radiosenders. Am 24.02.2004 konnte die Schulkantine eingeweiht werden.

Gemüse wird vor Ort angebaut, Personal kommt aus dem Ort
Die Kantine ist ein überdachter, etwa 100 qm großer Flachbau aus Stein. Das Gebäude hat eine außen vorgesetzte, gemauerte Feuerstelle, Aufenthaltsräume, einen abschließbaren Raum für Geräte, Lebensmittel sowie einen Stromanschluss. Auf dem umgebenden Gelände wird Gemüse angebaut, das zum Teil auch in der Kantine zubereitet wird. Vier Köchinnen aus dem Ort bereiten das Mittagessen. Gekocht wird auf der offenen Feuerstelle mit Holz. Eine Novizin eines Nonnenklosters kümmert sich um die Kinder und um organisatorische Dinge vor Ort, der Gemüsegarten wird von einem Gärtner gepflegt. Ab Beginn der Dämmerung wird der Nachtwächter aktiv, denn in den letzten Jahren kamen Einbruchsversuche und Sabotageakte vor.

Gegessen wird mit bloßen Händen
Die Schulkantine wird von etwa 80 bis 90 Schülern aus Schulen mit unterschiedlichem Ausbildungsformat besucht. Kinder aus ärmeren Familien bekommen das Essen unentgeltlich, die anderen Schüler bezahlen umgerechnet ca. 15 Cents pro Essen.

Das Mittagessen ändert sich von Tag zu Tag kaum: Es gibt Reis mit Gemüse – am nächsten Tag Gemüse mit Reis, jeweils mit einer Sauce aus Kräutern. Als Kochfett dient fast immer Erdnusspaste. Gegessen wird wie üblich mit den Händen. So auch, als es einmal Spaghetti gab – sehr zu Begeisterung der Schüler. Über das sehr einfache und fast immer gleichbleibende Essensangebot kann man als Außenstehender die Nase rümpfen. Die Alternative der Schüler in Diébougou hieße jedoch: gar kein Essen.

Ein Brunnen mit Tauchpumpe liefert das kostbare Wasser

Wie überall in der Sahelzone ist auch in Diébougou rasch verfügbares Trinkwasser eine Kostbarkeit. Anfangs mussten drei oder vier Schüler das Trinkwasser für die Kantine in einem 200-Liter-Fass von außerhalb auf einem Handwagen her transportieren. Im Jahr 2013 konnte nach mehrjährigem Hin und Her mit der Kommune, dem Bischof und dem Wasserministerium in der Hauptstadt ein Brunnen auf dem Gelände gebohrt werden. Zum Glück erhielt man auf Anhieb Trinkwasser.

Anfangs noch auf die Förderung mit einer Handpumpe angewiesen, arbeitet das System heute mit einer solarbetriebenen Tauchpumpe und einem 5.000-Liter-Hochbehälter.

Der Brunnen wurde durch Spendengelder von St. Andreas finanziert, die Mittel für den Hochbehälter und die Pumpe kamen von Kooperationen der Diözese Diébougou. Seither kann auch der Gemüsegarten auf dem Kantinengelände regelmäßig bewässert werden. Doch nach etwa einem Jahr erhielten wir per E-Mail einen Hilferuf: Wir bekommen kaum noch Wasser – nur mittags bei voller Sonne kommt noch ein Rinnsal! Ein Techniker stellte vor Ort fest, dass die Solarzellen auf dem Flachdach feine Risse und ein erbsengroßes Loch aufwiesen. Sie waren durch Steinwürfe – vermutlich von Kindern – zerstört worden. Die Beschaffung neuer Solarzellen kostete uns 1.600 Euro.

Unterhalt des Projekts
Die derzeit für den Betrieb des Projekts erforderlichen Mittel belaufen sich auf 5.400 EUR pro Jahr. Davon entfallen 45 % auf den Kauf von Lebensmitteln (hauptsächlich Reis), 35 % auf Löhne, ca. 20 % auf Brennholz, Elektrizität, Benzin, Reparaturen und Ersatzbeschaffungen.

Überweisungen für das Projekt „ Schulkantine Diébougou“ gehen auf das Konto der Diözese in der Hauptstadt Ouagadougou. Die Aktion kündigen wir vorher an und erbitten zeitnah eine Eingangsbestätigung. Dieser Weg hat sich bewährt.

Auch Sie können helfen!
Wir möchten das Projekt gern weiterhin unterhalten, müssen aber der Realität ins Auge sehen und feststellen, dass Spendeneinkünfte abnehmen. Das hat verschiedene Gründe, die z. T. strukturelle Ursachen haben.

Möchten Sie das Projekt unterstützen?
Konto-Inhaber: Kath. Pfarrei St. Bonifatius Wiesbaden
IBAN: DE37 5105 0015 0114 0513 30
SWIFT/ BIC: NASSDE55XXX
Verwendungszweck/ Kennwort: St. Andreas Schulkantine Diébougou

Text und Fotos: Rainer Lemberg