St. Bonifatius Wiesbaden

Aus dem Leben der Pfarrei

Bereitwilliger Helfer bei sozialen Schwierigkeiten

Aus dem Leben der Pfarrei, Gesichter der PfarreiPhilippe Jaeck

Am 10. April ist Pfarrer i. R. Werner Bardenhewer im Alter von 90 Jahren in Wiesbaden gestorben.

Bardenhewer wurde am 30. Januar 1929 in Arnsberg/Westfalen geboren. Die Volksschule besuchte er von 1935 bis 1937 in Schneidemühl/Westpreußen und von 1937 bis 1939 in Wiesbaden. Ostern 1939 trat er in die Sexta des Staatlichen Gymnasiums zu Wiesbaden ein und erlangte das Zeugnis der Reife. Seine philosophisch-theologischen Studien absolvierte er ab 1948 an der Hochschule der Jesuiten in Frankfurt, unterbrochen von einem Jahr als Postulant und Novize in der Abtei Maria Laach und einem Freisemester in Freiburg/Schweiz.

Am 8. Dezember 1955 wurde er von Bischof Dr. Wilhelm Kempf im Limburger Dom zum Priester geweiht.

Bald darauf wurde Werner Bardenhewer als Kaplan in Nauort und seinen Filialorten eingesetzt. Über drei Jahre, bis Mitte August 1959, wirkte er dort im dörflichen Milieu, das ganz anders war als die städtische Erfahrungswelt seiner Jugend. Anschließend wurde er Diözesansekretär für Männerseelsorge und Sozialarbeit im Bischöflichen Ordinariat, Diözesan-Landjugendkaplan und Kursleiter in der Frankfurter Sozialschule in Königshofen. 1962 kehrte er als Kaplan in der Pfarrei St. Kilian mit dem besonderen Auftrag eines Geistlichen Assistenten des Zentralausschusses der Katholiken Wiesbadens und mit einem Dienstanteil als Berufsschulpfarrer nach Wiesbaden zurück. In dieser Zeit baute er auch die kirchliche Öffentlichkeitsarbeit und die Eheberatung im Stadtbezirk auf. Die Förderung der Mitverantwortung im Gottesvolk wie auch der persönlichen und sozialen Entwicklung junger Menschen lag ganz in der Linie dessen, was er im Sozialreferat begonnen hatte – all dies in der Aufbruchszeit des Konzils und in der sich rasch verändernden Gesellschaft der Stadt.

Von da an blieb er in Wiesbaden und trat der „Wiesbadener Priestergemeinschaft“ bei. 1967 übernahm er die Seelsorge in der Gemeinde St. Andreas und wurde nach deren Erhebung zur Pfarrei ihr Pfarrer. Zeitweise war er Dekan im Dekanat Mitte. Als Mitgründer, Geschäftsführer und später Vorsitzender der „Arbeitsgemeinschaft Sozialer Brennpunkt e. V.“ arbeitete er eng mit der evangelischen Matthäuskirchengemeinde, mit Parteien, Schulen und Wohlfahrtsverbänden zusammen.

Aufmerksamer Seelsorger

Zum 16. Juni 1974 übertrug ihm der Bischof, nicht zuletzt aufgrund des Vertrauens, das ihm von den Gremien und dem Klerus der Stadt entgegengebracht worden war, die Ämter des Pfarrers von St. Bonifatius und des Stadtdekans für den Bezirk Wiesbaden. Intensiv wirkte er in dieser Aufgabe an der Weiterentwicklung der Pastoral und der Leitung des Stadtbezirkes mit. In der Plenarkonferenz brachte er eine Fülle von Ideen ein und stellte dabei stets die Besonderheiten der gesellschaftlichen und kirchlichen Situation im Rhein-Main-Gebiet heraus. In Zeiten der Umstrukturierung hatte er das Amt des Vorsitzenden des Stadtcaritasverbandes inne, ebenso im Verwaltungsrat des St.-Josef-Hospitals. Über die dienstliche Leitung des Bezirksamtes und des Stadtsynodalrates hinaus, war er engagiert im Ausbau des Roncalli-Hauses zu einem Mittelpunkt der katholischen Kirche in Wiesbaden. Mit allen, die in der Pastoral arbeiteten, hielt er Verbindung und förderte das Zusammenwirken im Dienste des Evangeliums. Den Ordensgemeinschaften war er ein wohlwollender Partner und Begleiter. Trotz der Vielfalt seiner Dienste blieb er den einzelnen Menschen ein aufmerksamer Seelsorger und bereitwilliger Helfer bei Nöten und sozialen Schwierigkeiten.

Zum 1. Februar 1996 trat er in den Ruhestand und war bis 1998 Spiritual in der Benediktinerinnenabtei St. Hildegard in Rüdesheim-Eibingen.

csm_20190131_173614_c7f852bfe9.jpg

Ein Inhaftierter, mit dem er lange befreundet war, gab ihm den Anstoß, im Jahr 1999 den Freundeskreis Wiesbaden der „africa action“ zu gründen. Zusammen mit zahlreichen Unterstützern engagierte er sich für Blinde und Augenkranke in Ländern der Sahelzone und war viele Mal vor Ort. Herausragende Ergebnisse dieser Arbeit sind mehrere Augenkliniken, die der Freundeskreis initiiert hat. Im Jahr 2011 wurde eine der Kliniken nach ihm benannt. Die Republik Burkina Faso verlieh ihm 2016 ihre höchste Auszeichnung und ernannte ihn zum „Ritter des Nationalordens“. Noch im Januar unternahm er eine Projektreise nach Afrika, nahm an Konferenzen mit den einheimischen Partnern teil und setzte sich bis zuletzt für die Lösung sozialer Notfälle, wie etwa die Organisation einer Spezialoperation eines Kindes aus dem Kongo in München, ein.

Text: Bistum Limburg
Fotos: africa action