St. Bonifatius Wiesbaden

70 Jahre Schola von St.Elisabeth

Seit nunmehr 65 Jahren besteht die Choralschola von St. Elisabeth. Hier ein Bild vom 50. Jubiläum 1999

„Als die Männer Buben waren“ gründete P. Egbert Konrad vor 50 Jahren die „Chorknaben“ von St. Elisabeth. Erklärtes Ziel war die musikalische Gestaltung des Amtes an Sonn- und Feiertagen (meist alle 14 Tage), der Vesper an den Hochfesten und des Requiems an den Werktagen, oft mehrere in der Woche, morgens um 7:00 Uhr. Ihre Kleidung entsprach der Tracht der Chorknaben von Notre Dame in Paris (weißes Gewand mit Kapuze, weißer Strick und ein Holzkreuz).

Der Anfang war nicht leicht. Es gab Streit um das Vorsängeramt, um die Probezeit und um die Kleidung. Die Chorarbeit jedoch ging weiter. Die Chorknaben wurden dem internationalen Verband der Sängerknaben „Pueri cantores“ in Paris angeschlossen; Freunde und Gönner ermöglichten eine Intensivierung der Chorarbeit (Stimmbildungskurse, Notenbeschaffung) sowie zahlreiche Ferienfahrten ins In und Ausland. Planung und Durchführung all dieser Fahrten lag in den Händen der Familie Ohler. 1953 bis 1958 übernahm Pater Hermann Hartmann , anschließend von 1958 - 1961 Manfred Heine , dann von 1961 - 1964 Pater Leo Klaus die Leitung der Knabenschola. 1964 übernahm KMD Prof. Dr. Herbert Heine die Schola. Neben die Pflege des gregorianischen Chorals trat nun das gemeinsame Musizieren von Chor und Schola bei den großen Orchestermessen und Konzerten. Zum 25-jährigem Scholajubiläum fuhr die Schola zur Benediktinerabtei Solesmes, 230 km südwestlich von Paris, dies vermittelte allen Mitgliedern der Schola einen intensiven und nachhaltigen Eindruck von einem lebendigen, musikalisch ausgereiften Choralgesang. 1979 beendete Dr. Herbert Heine seine Tätigkeit in St. Elisabeth und übertrug die Verantwortung an Peter Laufer. Für kurze Zeit hatte Bardo Becker im Jahr 1980 die A-Musiker Stelle an St. Elisabeth inne, wechselte dann aber noch im gleichen Jahr nach Essen. Danach übernahm abermals Peter Laufer die Leitung, bis 1981 unser jetziger Leiter, Franz Josef Oestemer, die A-Musiker Stelle antrat. 1989, zum 40-jährigem Bestehen der Schola, wurde im Rahmen eines feierlichen Festgottesdienstes die Messe von Francois Couperin „Messe a l’usage ordinaire des Paroisses pour les Festes Solemnelles“ aufgeführt. Das 50-jährige Bestehen wurde ebenfalls im Rahmen eines festlichen Gottesdienstes gefeiert, zu welchen zahlreiche Ehemalige anreisten.

Keiner der Jungs, die Pater Egbert im Herbst 1949 um sich sammelte, singt heute noch mit, jedoch sind zwei der Sänger bereits 50 Jahre dabei. Bis heute hat sich die Schola die Tradition bewahrt, etwa alle 4 Wochen ein Choralamt zu gestalten, welches von der Gemeinde noch immer gerne angenommen wird. Darüber hinaus nahm und nimmt die Schola gerne Einladungen an, wie z.B. nach Aachen, Beuron, Düsseldorf, Einsiedeln, Erfurt, Frankfurt/Main, Limburg, Ochsenfurt, Ottobeuren, Würzburg und Gerleve.

Zum 60-jährigen Jubiläum fuhren wir nach Solesmes. Die Mönche von Solesmes waren es, die nach jahrhundertelangem Verschwinden des gregorianischen Chorals aus der katholischen Litugie durch ihre Forschungen zu einer Wiederentdeckung des Chorals beitrugen. Wir konnten vor Ort die Atmosphäre dieses Wiederaufbruches in der Bibliothek erahnen und nahmen dankend die Einladung des Abtes zum gemeinsamen Mittagessen mit den Mönchen an.

Die Schola von St. Elisabeth hat sich in den letzten 30 Jahren intensiv mit den neuesten Forschungen vertraut gemacht. Mehrmals haben wir z.B. an Fortbildungen von Godehard Joppich, dem führenden Protagonisten des gregorianischen Chorals im deutschen Sprachraum, teilgenommen. In einem Gespräch mit dem heutigen Prior von Gerleve, P. Laurentius Schlieker, wurden wir auf die restituierten Choralfassungen von Anton Stingl (Freiburg) aufmerksam gemacht. Da diese Fassungen über das Internet abrufbar sind, sangen wir längere Zeit den gregorianischen Choral entsprechend dem neuesten Stand der Forschung. Die Entscheidung, die vertrauten Melodien durch teilweise deutlich veränderte zu ersetzen, wurde nach kontrovers geführter Debatte schließlich von allen Sängern mitgetragen. In vielen Fällen konnten wir erkennen, das die „Rhetorik des gregorianischen Chorals“ an Intensität und Ausdruckskraft in den neuen Fassungen zugenommen hat. Seit dem Erscheinen des Graduale Novum singen wir nun wieder aus einem Buch, welches den aktuellen Stand der Semiologie wiedergibt. Um die Tradition des gregorianischen Chorals über das Jahr 2014 hinaus zu pflegen, bedarf es weiterer stimmlicher Unterstützung. Wir freuen uns über jeden, der mit uns „ad maiorem gloriam Dei“ singen und den gregorianischen Choral lebendig erhalten möchte. Wenn Sie Interesse haben wenden Sie sich an

Peter Laufer

Zum 70 jährigen Jubiläum brachte der Wiesbadener Kurier einen Artikel:

www.wiesbadener-kurier.de/lokales/wiesbaden/nachrichten-wiesbaden/die-choralschola-von-st-elisabeth-in-wiesbaden-besteht-seit-70-jahren_20271345#