St. Bonifatius Wiesbaden

„Meine Augen haben das Heil gesehen…“

Theologie SpiritualitätAutor

Das Weihnachtsfest liegt hinter uns, wir sind zum Rhythmus unseres Alltags zurück gekehrt.

„Rembrandt Harmensz. van Rijn 145“ von Rembrandt - www.mauritshuis.nl : Home : Info : Pic. Lizenziert unter Gemeinfrei über Wikimedia Commons - http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Rembrandt_Harmensz._van_Rijn_145.jpg#mediaviewer/File:Rembrandt_Harmensz._van_Rijn_145.jpg

Da steht am 2. Februar ein liturgisches Fest im Kalender, das uns den strahlenden Glanz des weihnachtlichen Lichts zurückbringt: „Maria Lichtmess“ wurde der Tag bis zur Liturgiereform 1960 genannt. Seitdem heißt er wieder „Fest der Darstellung des Herrn“. Seit dem 4. Jahrhundert wird in Jerusalem das Fest der Darstellung des Herrn zum Gedenken an den 40. Tag nach der Geburt Jesu gefeiert. An diesem Tag haben die Eltern ihren Sohn nach jüdischer Tradition in den Tempel gebracht, um ihn Gott zu weihen.

Der biblische Text nennt als Grund für den Gang in den Tempel auch das Gesetz der „Reinigung Marias“ vierzig Tage nach der Geburt. So entwickelte sich im Lauf der Zeit in den katholischen Kirchen im Westen ein Feiertag zu Ehren der Mutter Jesu, “Maria Lichtmess”. Die Ostkirchen hielten fest an Ihrem Feiertag „ Darstellung des Herrn“. 
Wenn wir am Abend des 2. Februar mit Kerzen durch die dunkle Kirche ziehen, beziehen wir uns auf Christus, das Licht, das die „Heiden“ und die Gläubigen seines Volkes Israel erleuchtet. Das Licht, das an Weihnachten zur Welt kam, findet im heutigen Evangelium die Menschen, die ihn erwarten. 

So vollendet sich das Weihnachtsgeschehen am 2. Februar. Die Älteren unter uns werden sich erinnern, dass bis 1960 auch in unseren Kirchen und Häusern erst an diesem Tag der Weihnachtsbaum und die Krippe abgebaut wurden und der „Weihnachtsfestkreis“ beendet war. 
Schauen wir uns den Evangelientext des Tages an, das Lukasevangelium 2, 22-40: „Meine Augen haben das Heil gesehen“ ruft der greise Simeon bei der Begegnung mit Jesus. Er hat sehnsüchtig auf dieses Kind gewartet, nun hat sich seine Lebenshoffnung erfüllt. Friede kehrt ein in sein Herz. In diesem Neugeborenen erkennt er den Retter Israels, ein Licht, das für Gläubige und für die „Ungläubigen“ Völker scheint. Ein alter Mann, vertrauend im Glauben, sieht tief und umfassend, wer ihm hier begegnet.

Auch die Prophetin Hanna lebt im Vertrauen auf den Gott Israels. Ihr Glaube macht sie offen und hellsichtig. Simeon und Hanna offenbaren den staunenden Eltern Jesu, welche Bedeutung ihr Kind für viele Menschen haben wird. 

Vierzig Tage nach dem Weihnachtsfest haben wir teil an dieser Begegnung. Die beiden alten Menschen könnten uns fragen: „Wo ist deine  Sehnsucht, deine Lebenshoffnung? Spürst du sie noch oder hast du sie abgelegt mit der „Weihnachtsstimmung“ und dem Abräumen des weihnachtlichen Schmuckes?“ 

Welchem Licht wollen wir uns anvertrauen im kommenden Jahr, in unserem Alltag, in unseren Höhen und Tiefen? 

Marion Lindemann