St. Bonifatius Wiesbaden

Christi Himmelfahrt

Komm, Heiliger Geist

GemeindebriefPhilippe Jaeck

Die Sendung des Heiligen Geistes als Beistand für die Jünger Jesu und für uns heute.
Es ist seit einigen Wochen auf den Straßen stiller geworden. „Soziale Distanzierung“, Ängste und Hamsterkäufe machen aktuell einen Teil unseres Alltages aus. Daneben gibt es vielfältige Möglichkeiten, wie man sich derzeit sozial engagieren kann. Zudem macht die derzeitige Situation überall erfinderisch, wie man zum Beispiel der geänderten Arbeit des Pastoralteams sehen kann. Ferner wird momentan die Umwelt durch einen geringeren Ressourcenverbrauch geschont. All das sind Resultate der Coronapandemie. Der Corona-Virus hat die Welt fest im Griff. Überall wird versucht die Zahl der infizierten Menschen zu reduzieren. Darüber hinaus liegt eine gewisse Spannung in der Luft, weil Tag für Tag die Frage im Raum steht, wie und wo das Coronavirus zurückgedrängt werden kann.

Mit dem Coronavirus hat sich das gesellschaftliche Leben weltweit drastisch verändert. Eine extreme Veränderung haben auch die Jünger Jesu erfahren, als ihr Herr den Kreuzestod erlitten hat und ihnen dann als Auferstandener erschienen ist. Ihre Reaktionen auf diese einschneidende Erfahrung ähneln denen, die wir heute in Zeiten des Corona-Virus erleben. Die Jünger haben durch ihre Erfahrungen, laut der vier Evangelien, Ängste und Zweifel gehabt oder ihnen fehlte der Glaube. In allen Evangelien fordert der Auferstandene seine Jünger in unterschiedlicher Weise auf, Zeugnis für ihren Glauben abzulegen. Im Johannesevangelium und in der Apostelgeschichte wird von den Autoren erzählt, dass Jesus seine Jünger nicht alleine lässt. Er schickt ihnen den Heiligen Geist. Das Pfingstereignis wird im Johannesevangelium allerdings anders dargestellt als in der Apostelgeschichte.

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Im Johannesevangelium erscheint der Auferstandene im Kreise seiner verängstigten Jünger. Er gibt sich ihnen durch seine Kreuzeswunden zu erkennen und spricht sie zwei Mal mit den Worten „Friede sei mit euch!“ an. Mit dieser Zusage hat Jesus für seine Jünger einen Raum der Vergebung, der Freiheit und des Aufatmens geschaffen, wie der evangelische Bischof und ehemalige Ratsvorsitzende Wolfgang Huber es sagt. Hier haucht Jesus den Jüngern den Heiligen Geist ein. So wie Gott dem Adam im Schöpfungshymnus in Genesis 2,7 Leben einhaucht, so haucht Jesus den verängstigten Jüngern mit dem Heiligen Geist neues Leben ein. Die Jünger werden damit zur Neuschöpfung, und sie werden durch Jesus dazu befähigt Sünden zu vergeben, so wie er sie ihnen vergeben hat.

In der Apostelgeschichte 2, 1-13 wird das Pfingstereignis sehr dynamisch beschrieben. Die Jünger saßen zusammen, als ein Brausen vom Himmel kam. Es wird wie ein heftiger Sturm beschrieben. Danach erschienen den Jüngern Feuerzungen, die sich auf sie niederließen. Dadurch sind sie vom Heiligen Geist erfüllt worden, sie konnten in verschiedenen Sprachen reden und Menschen aus unterschiedlichen Völkern konnten hören, wie die Jünger in deren Muttersprache den Glauben verkündeten. Der Heilige Geist steht in der Apostelgeschichte 2,21ff. laut Prof. Klaus Berger dafür, Menschen von unterschiedlicher Herkunft und von unterschiedlichem Stand durch die frohe Botschaft zu retten, wodurch sie auch als Gemeinde vereint werden. Dabei schafft der Heilige Geist Begegnung zwischen Gott und dem Menschen und Begegnung unter den Menschen miteinander.

Im 1. Korintherbrief 6,19 greift Paulus das Motiv aus dem Johannesevangelium von der Gabe des Heiligen Geistes auf. Er macht deutlich, dass der menschliche Leib der Tempel des Heiligen Geistes ist. Gott selbst nimmt damit Wohnung im Gläubigen. Im Wesen des Heiligen Geistes stärkt Gott den Gläubigen, damit dieser Gott loben kann. Unterstützend werden dazu die Geistesgaben, auch Charismen genannt, ausgegossen, wie Paulus im 1. Korintherbrief 12, 1-13 beschreibt. Sie sind von Gott geschenkt. Sie werden durch die Kraft des Geistes zur Entfaltung gebracht. Dem Träger sind sie gegeben, um deren Wirkung weiterzuschenken. Damit geschieht Begegnung mit demjenigen, der das Gute durch die Geistesgaben empfängt. Der Träger des Charismas und der Empfänger stimmen in ihrer Begegnung in das Lob Gottes mit ein. Die Geistesgaben sind damit ein Hinweis auf Gott. Die unterschiedlichen Charismen werden an die Menschen in verschiedener Weise ausgegossen. Charismen bekommt man unabhängig von seinem Stand. Sie werden gegeben um damit zu dienen und um die Kirche als solche zu einen.

Zusammenschauend schenkt der von Jesus gegebene Heilige Geist neues Leben, er gibt Einsicht und er treibt die Kirche voran, um das Evangelium zu verkünden. Der Heilige Geist lässt die Schöpfung und die Menschen neu werden. Er ist eine Wesenheit Gottes. Durch den Heiligen Geist hat der Auferstandene den Jüngern Kraft und seinen Beistand gegeben, damit sie die frohe Botschaft in die Welt hinaus tragen konnten. Der Heilige Geist ist auch für uns durch Christus da. Ihn dürfen wir, besonders in den Zeiten von Corona, mit den Worten von Leonardo Boff bitten:

Komm, Heiliger Geist,du Geist der Wahrheit, die uns frei macht.
Du Geist des Sturmes, der uns unruhig macht,
Du Geist des Mutes, der uns stark macht.
Du Geist des Feuers, das uns glaubhaft macht.
Komm, Heiliger Geist,
du Geist der Liebe, die uns einig macht.
Du Geist der Freude, die uns glücklich macht.
Du Geist des Friedens, der uns versöhnlich macht.
Du Geist der Hoffnung, die uns gütig macht.
Komm, Heiliger Geist!

Carola Müller, Gemeindereferentin