St. Bonifatius Wiesbaden

Theologie Spiritualität

Gott

Du sollst dir kein Bild machen

Gemeindebrief, Theologie SpiritualitätPhilippe Jaeck

von unserer Unvollkommenheit zum Abbild Gottes .

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Vielleicht haben Sie im Gemeindebrief Februar 2021 den Artikel gelesen: „Du sollst dir kein Bild machen von Gott“. Darin habe ich von Gottes-Bildern der Bibel gesprochen und von bildhafter Sprache, die uns helfen kann, etwas vom Gottes Wesen zu verstehen. Letztlich ist Gott größer als alle Bilder und Vorstellungen, die wir haben. In diesem Gemeindebrief schauen wir uns selber an, In der April- Ausgabe wird es um die Bilder gehen, die wir uns von unseren Mitmenschen machen.

Ich soll mir kein Bild machen von mir?!

Ein Beispiel aus meinem Arbeitsbereich Altenheim:

Bei den Gottesdiensten (die momentan leider weitgehend noch nicht stattfinden) achte ich darauf, dass die Gottesdienstbesucher vertraute Lieder und Gebete mitsingen und beten können. Beim „Allgemeinen Schuldbekenntnis“ * beten einige nur zögerlich mit.

Das Gebet lautet:

* Ich bekenne Gott, dem Allmächtigen, /
und allen Brüdern und Schwestern, /
dass ich Gutes unterlassen und Böses getan habe /
ich habe gesündigt in Gedanken, Worten und Werken
durch meine Schuld, durch meine Schuld, durch meine große Schuld. /
Darum bitte ich die selige Jungfrau Maria, /
alle Engel und Heiligen /
und euch, Brüder und Schwestern, für mich zu beten bei Gott, unserem Herrn.

Könnte das zögerliche Mitsprechen des vertrauten Gebetes daran liegen, dass sie in ihrer Kinder- und Jugendzeit zu oft gehört haben, dass sie alle Sünder sind vor Gott?

In Gesprächen wurde meine Vermutung oft bestätigt: In den Generationen der älteren Menschen und der Hochbetagten wurde Kindern und jungen Menschen allzu oft vermittelt: „Du bist vor Gott sündhaft und unwürdig“.

Damit verbunden ist ein Gefühl von Scham und Ohnmacht.

Welches Selbst-Bild entwickeln Menschen, denen immer wieder gesagt wird, dass sie sündhaft, unwürdig, macht – und würdelos sind? Was bedeutet das für ihre Motivation, ihr Leben zu gestalten?

Wir können Vergangenes nicht ungeschehen machen, aber wir können den Blick auf ein anderes Bild richten.

Im Buch Genesis (= 1. Buch Mose) steht im 1. Kapitel, Verse 26:

Gott schuf den Menschen als sein Abbild ...

Das dürfen wir uns auf der Zunge zergehen lassen: „Ich bin ein Abbild, ein Ebenbild Gottes!“

Trotz zahlreicher biblischer Beispiele von grobem Versagen hält das biblische Menschenbild daran fest, dass jeder Mensch Gottes Abbild ist. Wir sind Gottes geliebte Kinder!

Ich bin froh, dass ich in einer Zeit meinen Glauben leben darf, in der dieser aufrichtende und Mut machende Zuspruch seinen Platz hat.

So halte ich weiterhin in unseren Heimen an den vertrauten Liedern und gebeten fest, das Schuldbekenntnis bete ich jedoch häufig in anderer Form, z. B. mit den folgenden Worten:

„Ich bin hier vor Gott, unserem Schöpfer. Ihm darf ich alles anvertrauen, was mich belastet: meine Ängste und Sorgen, (je nach Situation: meine Schmerzen und meine Traurigkeit, meinen Ärger, meine Ungeduld) – alles, wo mir Unrecht geschehen ist und die Gelegenheiten, wo ich versagt habe [Moment der Stille] Gott, du kennst mich: du weißt, was mich belastet. Du weißt, was ich brauche. Wende dich mir zu und richte mich auf. Schenke mir deine Vergebung und einen neuen Anfang. Begleite mich Schritt für Schritt.

Amen“.

Wenn ich danach in die Gesichter schaue, habe ich den Eindruck, dass die meisten im Frieden sind mit sich und der Welt. Wir alle sind ein Abbild Gottes und manchmal sieht man es uns an.

Marion Lindemann, Gemeindereferentin