St. Bonifatius Wiesbaden

Theologie Spiritualität

Ostern ist das Fest der Freude

Gemeindebrief, Theologie SpiritualitätPhilippe Jaeck

Es geht dabei um eine alles umgreifende Freude, die vom auferstandenen Christus her uns umfängt.

Wir kennen die frohen Erfahrungen in unserem Leben. Aber genauso ist auch das ganz andere da: die Erfahrung von Leid, Ungerechtigkeit, Gewalt und Schuld, von den Unvollkommenheiten und Brüchen in unserer persönlichen Geschichte. Die Freude scheint uns immer getrübt zu sein: Sie hat ihre Grenze spätestens dort, wo das Leben seine Grenzen hat. Im Beten der Kirche wird dies nicht übersprungen: Der Osterfreude geht der Karfreitag voran. Der Blick auf das Kreuz lässt uns genau nichts Frohes mehr sehen, nur Elend und Tod. Erst Ostern verändert diesen Blick auf das Kreuz Jesu: Ostern bringt den Durchbruch.

Die Osterberichte in den Evangelien sprechen von der Freude der Jünger über die Auferstehung Jesu. Und dabei ergreift die Jünger nicht allein eine Freude darüber, dass sie ihren Meister, den sie noch kurz vorher am Kreuz verloren sahen, jetzt wieder hatten; es geht außerdem um jene Freude, die die Jünger noch einmal selbst betrifft. Der Herr war wirklich auferstanden: Dann hat der Tod auch keine Macht mehr über den Menschen; es steht auch uns die Ewigkeit offen. Ostern ist für uns Christen nicht ein existenzielles Symbol; die Auferstehung Jesu ist nicht ein Programm, damit wir als Menschen irgendwie besser leben können. Das würde viel zu kurz greifen. Es geht nicht um die Sache Jesu, die irgendwie weitergeführt werden soll; es geht um ihn selbst, um seine Person: Er selbst ist wahrhaft auferstanden. Der Tod hat keine Macht mehr über ihn. Er ist der lebendige Herr, der die Mitte der Kirche ist. Glauben bedeutet für uns Christen, dass wir in eine Beziehung zum Auferstandenen eintreten dürfen, der uns seine Gemeinschaft schenkt. Und wer in dieser Beziehung zum Auferstandenen steht, der hat selbst auch Anteil an der Auferstehung.

Diese österliche Freude sprengt die Begrenzungen des bloß Irdischen. Im auferstandenen Christus ist uns Gott begegnet, der uns Heimat gibt in der Weite und Freiheit seiner Ewigkeit. Und darum trägt diese Freude auch dann, wenn es im Leben einmal nichts zu lachen gibt. Ostern gibt es nicht ohne das Kreuz Jesu. Im Glauben können wir von daher für unser Leben es aber auch umgekehrt sagen: Es gibt kein Kreuz mehr ohne Ostern. Das Licht hat sich gegen die Dunkelheit durchgesetzt; das Leben hat den Tod besiegt.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen – auch im Namen unseres Teams – ein frohes und gesegnetes Osterfest.

Pfarrer Klaus Nebel, Stadtdekan