St. Bonifatius Wiesbaden

Ein neues Backmobil für die katholischen Innenstadt-Kitas

Kinder Familie Minis, KITASAutor

Sieben Innenstadt-Kitas in Wiesbaden, die zur Großpfarrei St. Bonifatius gehören, können sich künftig auf regelmäßige Besuche eines knallroten „Backmobils“ freuen. Mit diesem mobilen Backofen, der auf Initiative von Koordinatorin Julia Fauth angeschafft und aus Spenden finanziert wurde, können die Kinder selbst backen und auf diese Weise die Herstellung von Lebensmitteln miterleben. Das Backmobil wird nach einem bestimmten „Fahrplan“ durch die Kitas touren und soll auch auf Festen und Märkten eingesetzt werden. In einer kleinen Zeremonie wurde es von Stadtdekan Klaus Nebel in Anwesenheit der Spender aus Wirtschaft und Politik am 14. April eingeweiht. 

Gottes Segen und Schutz für das brandneue, knallrote Backmobil und sein „Zugfahrzeug“, ebenfalls neu angeschafft, erbat der katholische Stadtdekan Klaus Nebel in einer kleinen Zeremonie am 15. April. Er besprengte Auto und Ofen mit Weihwasser und las aus dem Markusevangelium eine Stelle, in der deutlich gemacht wurde, dass auch Jesus einen handwerklichen Beruf ausübte – zwar nicht Bäcker, aber Zimmermann, und dass er den Wert der Handarbeit daher gekannt haben muss.

Der mobile Backofen der badischen Firma Häussler wurde auf Initiative der Kita-Koordinatorin Julia Fauth angeschafft, die selbst begeisterte Bäckerin ist und oft mit Kindern im eigenen Garten mit einem ähnlichen Ofen Backaktionen veranstaltet. Nachdem im vergangenen Jahr die Redaktion der Familienzeitung „Flummi“ gemeinsam mit der Rheingauer Bäckerei de Stalter auf sie zugekommen waren, mit dem Wunsch, ein Kinderprojekt zu unterstützen, beschloss Julia Fauth, für die Anschaffung des Backmobils zu werben. Das spezielle „Flummi-Brot“, das die Bäckerei daraufhin verkaufte, bildete eine Säule der Spendenaktion für das immerhin 26.000 Euro teure Gerät. Weitere Spenden kamen von Firmen, Stiftungen und vor allem auch von den fünf Ortsbeiräten der Wiesbadener Innenstadt, in deren Gebiet die sieben Kitas liegen, die zur Großpfarrei St. Bonifatius gehören.

Frische Apfelbrötchen aus dem neuen Holzbackofen.

Frische Apfelbrötchen aus dem neuen Holzbackofen.

So konnte nach nur wenigen Monaten das Backmobil angeschafft werden. Ein Mitarbeiter der Firma Häussler weihte das Küchenpersonal von St. Bonifatius in die Geheimnisse seiner Benutzung ein. Es wird mit Holz befeuert und eignet sich speziell für kurzgebackene Lebensmittel: Pizza und Flammkuchen, Brötchen und Brezeln, Blechkuchen und Plätzchen, natürlich auch Brot – oder auch mal Ofenkartoffeln. Eine leistungsfähige Teigknetmaschine gehört zum Zubehör. Zusätzlich gespendet von einer anderen Firma, die von dem Vorhaben der Wiesbadener Katholiken begeistert war, kam eine hochwertige Getreidemühle an.

So können die Kita-Kinder jetzt alle Arbeitsschritte eines Bäckers nachvollziehen. Das Selberbacken passt gut in das allgemeine Ernährungskonzept der sieben Bonifatius-Kinderbetreuungseinrichtungen. Diese sind nämlich allesamt nach den Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Ernährung zertifiziert. Das schließt eine aufwendige Zusammenstellung des Speiseplans mit wenig Fleisch, regelmäßig Seefisch, Obst und Gemüse, wenig Frittiertem und frischer Zubereitung ein,  aber auch eine ansprechende, ruhige und angenehme Ess-Atmosphäre, ein schön gedeckter Tisch und alles, was zu einer wertigen Mahlzeit dazugehört. Wichtig dabei ist auch, dass auf Wünsche der Kinder eingegangen wird – und dass die Kinder selbst beim Kochen Hand anlegen dürfen. “Sie bekommen richtige kleine Kochkurse”, berichtet Fauth. Dazu zählen zum Beispiel auch Hygiene in der Küche oder die fachgerechten Handgriffe beim Zwiebelschneiden. Das Zertifikat muss man sich in jährlichen Audits immer wieder erarbeiten, sagt Julia Fauth.

Das Konzept kommt gut an, und die Kinder werden dadurch auf einen sinnvollen, gesunden Umgang mit dem Essen fürs Leben gut vorbereitet. Das Backmobil ist da nur ein weiterer Baustein. Es wird künftig auf regelmäßige Tour durch die Kitas gehen, soll aber auch auf Festen und Märkten eingesetzt werden. Für die laufenden Kosten benötige man weitere Unterstützung, sagte Julia Fauth: Zum Beispiel würde man sich über Spenden von Feuerholz sehr freuen. Nach Möglichkeit könne das Backmobil auch vermietet werden, über die Konditionen müsse man sich künftig erst noch klar werden. Haupteinsatzorte werden aber die Boni-Kitas sein, deren Kinder sich schon sehr auf frische Brötchen, Brezeln, Plätzchen und Pizza freuen. 

Anja Baumgart-Pietsch